Bürgerversammlung in Krebeck / Arbeitsgruppen stellen Ergebnisse vor / Fragebogen erläutert
In zwölf Dörfern des Landkreises wird derzeit das Projekt Bioenergiedorf vorangetrieben. Fünf von ihnen will der Landkreis mit der Förderung einer Machbarkeitsstudie unterstützen. Die Entscheidung fällt entsprechend der Vorarbeiten in den Dörfern und nach der Auswertung eines Fragebogens. Beides wurde nun in Krebeck vorgestellt.
Bioenergiedorf-Anwärter: In der Gemeinde Krebeck könnten 355 Häuser ans Rohrleitungsnetz angeschlossen werden. Pförtner
Krebeck (lo). Nahezu gefüllt war das Bürgerhaus in Krebeck, rund 120 Interessierte waren zur Bürgerversammlung gekommen. Sie erfuhren, wie weit Arbeitsgruppen das Projekt Bioenergiedorf für Krebeck und Renshausen bereits vorbereitet haben und was noch nötig ist, um die Förderung des Landkreises zu erhalten. Mit großem Nachdruck warb Bürgermeister Josef Sorhage (CDU) für das Projekt, bei dem mit Biomasse Strom erzeugt und mit der dabei entstehenden Wärme Krebeck und Renshausen über ein Nahwärmenetz beheizt werden könnten. „Haben wir den Mut, uns mit neuen Entwicklungen auseinander zu setzen“, appellierte Sorhage mit Blick auf steigende Energiekosten und zunehmende Umweltbelastung. Dass die Umsetzung des Bioenergie-Projekts für Krebeck und Renshausen möglich wäre, zeigten unter anderem Hendrik Bleckert und Ulrich Marschall mit ihrem Bericht aus der Arbeitsgruppe Rohstoffbeschaffung: Für die Bereitstellung der Biomasse hätten sie die Zusage von 20 Landwirten mit 350 Hektar Anbauflächen im Umkreis von fünf Kilometern. „Wir haben es geschafft“, so ihr Fazit. Dietmar Kretschmer erläuterte für die Arbeitsgruppe Netz: 355 Häuser in den beiden Orten könnten über ein acht Kilometer langes Rohrleitungsnetz angeschlossen werden. Investitionen in Höhe von rund 2,4 Millionen Euro seien dafür erforderlich. Die Arbeitsgruppe habe bei ihren Planungen auch jüngere Baugebiete einbezogen, auch für sie würde sich der Anschluss an das Nahwärmenetz rechnen, gab sich Kretschmer überzeugt.
Fragebogen erläutert
Jenseits der technischen Aspekte sei die Bereitschaft der Eigentümer, ihre Häuser an das Nahwärmenetz anzuschließen und sich an der Betreibergesellschaft für die Bioenergieanlagen zu beteiligen, entscheidend, erläuterte Marianne Karpenstein- Machan. Sie begleitet das Projekt wissenschaftlich von Seiten des Interdisziplinären Zentrums für Nachhaltige Entwicklung an der Universität Göttingen (IZNE) und stellte einen Fragebogen vor, der diese Punkte ermitteln soll.
Als Rahmenbedingungen gab sie an: Anschlussgebühren in Höhe von 5000 Euro sowie laufende Kosten, die mit den derzeitigen vergleichbar seien. Über die Höhe der Einlage in die Betreibergesellschaft könne derzeit noch nichts gesagt werden. In der anschließenden Diskussion standen neben den Kosten praktische Fragen wie mögliche Geruchsbelästigung, Belastungen durch den Anlieferverkehr sowie technische Aspekte im Mittelpunkt. Nach einer angeregten, sachlichen Debatte warb Marius Nienstedt noch einmal für das Projekt: „Das hat schon historischen Charakter, was wir hier auf die Beine zu stellen versuchen.“ „Die Abkoppelung von
fossilen Energieträgern ist nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll“, gab er sich überzeugt.
Förderung
Mit insgesamt 300 000 Euro aus Landkreis- und EU-Mitteln wird das Projekt Bioenergiedörfer gefördert, erläuterte Hartmut Berndt, Regionalmanager Leader plus. Damit werden der laufende Auswahlprozess sowie eine Machbarkeitsstudie für fünf potenzielle Bioenergiedörfer finanziert. „Wie sollen wir aber bei dem großen Engagement fünf Ortschaften auswählen?“, fragte Berndt jedoch in Krebeck angesichts der umfangreichen Vorarbeiten in allen Dörfern. Er jedenfalls gehe davon aus, dass alle interessierten Orte, die die Voraussetzungen erfüllten, vom Landkreis Göttingen bei der Umsetzung des zukunftsweisenden Projektes unterstützt würden.
Zeitplan
In Arbeitsgruppen ist das Projekt Bioenergiedorf in den Orten bislang vorangetrieben worden. Die nächste Stufe im Auswahlprozess ist die Auswertung eines Fragebogens, der in Krebeck und Renshausen in den kommenden zwei Wochen verteilt wird. Ende Oktober soll die Entscheidung über die Förderung in den politischen Gremien des Kreises fallen. Der weitere Ablauf: Im Winter 2006/07 sollen in den ausgewählten Dörfern Betreibergesellschaften gegründet, im Frühjahr Machbarkeitsstudien erstellt werden. Konkrete Planungen sollen im Sommer 2007 laufen, mit dem Bau der Anlagen im Frühjahr 2008 begonnen werden. Aufnahme der Wärmeversorgung mit Bioenergie: Winter 2008.