Die Bioenergie Wollbrandshausen – Krebeck besteht zehn Jahre. Vorstandsvorsitzender Karl Heine zieht eine positive Bilanz. Als nächste Ziele für die eingetragene Genossenschaft nennt er die Erhöhung der Anschlusszahl, Verdoppelung der Stromproduk­tion sowie Gärrestreduzierung und Wasseroptimierung.

Vorstandsvorsitzender Karl Heine erläutert den Hausanschluss der Bioenergie Wollbrandshausen - Krebeck. Quelle: Rüdiger Franke

Krebeck / Wollbrandhausen

„Eigentlich ist es ein einfaches Prinzip“, erklärt Heine das System der Biogasanlage am Krebecker Kreuz. „Vorn geben wir Mais, Getreide und Gülle hinein.“ Durch Gärung entstehe Gas, mit dem die Schiffsmotoren der Blockheizkraftwerke betrieben werden. Hinten komme Strom heraus. Und dabei entstehe zusätzlich Wärme. „Die Grundidee ist, Strom zu erzeugen und die Abwärme zum Heizen der Häuser zu nutzen.“

Gründung vor zehn Jahren

Die Genossenschaft wurde am 20. Oktober 2008 gegründet. Im Frühjahr 2009 sei mit dem Bau der Anlage begonnen worden. „Im Juli 2010 starteten wir mit der operativen Umsetzung und nahmen unser Zehn-Kilometer-Wärmenetz in Betrieb“, sagt Heine. 221 Häuser seien angeschlossen, ungefähr gleich verteilt auf Wollbrandshausen und Krebeck. In beiden Orten gebe es je zwei Blockheizkraftwerke (BHKW) und zwei Spitzenlastkessel. Der Anschluss von bis zu 60 weiteren Anschlüssen sei das Ziel für die kommenden fünf Jahre. Die Anlage habe das Potenzial rund 280 Gebäude zu versorgen.

Stromproduktion verdoppeln

Als weiteres Ziel nennt Heine die Verdoppelung der Stromproduktion. Derzeit erzeuge die Anlage knapp 15 Millionen Kilowattstunden (kWh). Zur Erhöhung der Leistung werde in ein sogenanntes Flex-BHKW investiert. Statt derzeit 1,8 Megawatt (MW) könne die Anlage dann fast vier MW bereithalten. Die Wärmeverlaufskurve gehe im Sommer stark herunter, während die der Stromerzeugung gleich bleibe. „Mit den Maschinen können wir die Stromproduktion an den Wärmeverlauf anpassen.“

Maschinenpark vergrößern

„Wir vergrößern den Maschinenpark nicht die Maisabnahme“, betont Heine. Das Thema Maisproduktion sei von Anfang an stark diskutiert worden. Einerseits seien Monokulturen befürchtet worden, andererseits der ethische Standpunkt angesprochen worden, Lebensmittel zur Energieerzeugung zu vergären. Aber auch Wärme und Strom seien Grundbedürfnisse, sagt er. Und auch der Fruchtwechsel sei gewährleistet. „Mais nimmt im Landkreis Göttingen einen Flächenanteil von zehn Prozent ein.“ Der des Weizens sei mit rund 60 Prozent deutlich höher. 40 Landwirte bauen für die Genossenschaft Mais und Getreide an. „Wir ernten jedes Jahr 500 Hektar ab“, so Heine, „in einem Einzugsgebiet von bis zu 3000 Hektar.“

Reduzierung der Gärreste

Zusätzlich zum Mais verarbeite die Genossenschaft rund 15 000 Tonnen Gülle pro Jahr, erzählt der Vorstandsvorsitzende, „etwa ein Drittel der Gesamtmasse“. Nach dem Prozess seien 20 Prozent der Masse vergoren. „80 Prozent kommen als Gärrest aufs Feld.“ Darin enthalten seien Stickstoff, Kali, Phosphor und Spurenelemente. Doch im Gegensatz zur Düngung mit Gülle sei die Geruchsbelastung gering. Für 2019 sei geplant, durch Gärrestreduzierung und Wasseroptimierung mehr Wasser in Gewässer einleiten zu können. Die Reduzierung soll durch Vakuumverdampfung erreicht werden.

15 Millionen investiert

Rund 15 Millionen Euro hat die Bioenergie Wollbrandshausen – Krebeck eG in den ersten 15 Monaten investiert, finanziert durch Kredite von 11,7 Millionen Euro sowie jeweils etwa 1,5 Millionen Euro an Zuschüssen und Eigenmitteln. Bis auf vier Millionen Euro seien die Kredite nach acht produktiven Jahren zurückgezahlt, berichtet Heine. Jetzt könne die Genossenschaft langsam Guthaben bilden. Erstmals werde den Mitgliedern eine Dividende von drei Prozent ausgezahlt.

Vorstandsvorsitzender Karl Heine erläutert die Pläne für die Anlage der Bioenergie Wollbrandshausen - Krebeck Quelle: Rüdiger Franke

Ideen für die Zukunft

„Bei allem Erfolg müssen wir das Ende des 20-jährigen Förderzeitraums im Blick behalten“, sagt Heine. Derzeit sei die Anlage ohne Förderung nicht wirtschaftsfähig. Ideen, dies abzufangen, gebe es bereits. Die Ergänzung durch Windenergie oder Photovoltaik könnten Möglichkeiten sein. Auch beteilige sich die Genossenschaft an einem Projekt der Hochschulen in Kassel und Göttingen zu diesem Thema. In diesem Jahr soll aber erst einmal gefeiert werden, genau am zehnten Geburtstag am 20. Oktober im Bürgerhaus in Krebeck.

Von Rüdiger Franke (01.04.2018)