Zehn Millionen Euro investiert

Fingerfood und Softjazz statt Schlachteplatte und Blasmusik: Trotz der buchstäblich bodenständigen Materie ging es bei Einweihung der Biogasanlage am Krebecker Kreuz gediegen zu. Dem ökumenischen Segen vor den Fermentern folgte am Sonnabend eine Feier im Krebecker Bürgerhaus mit Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Astrid Grotelüschen (CDU) als Festrednerin.


Die „nachhaltige regionale Wertschöpfung“ zog sich dort durch alle Reden. Auf dem 30 000 Quadratmeter großen Areal an der Bundesstraße hatte zuvor bereits Pfarrer Michael Lerche einen Bogen von der Schöpfungsgeschichte zum verantwortungsvollen Umgang mit der Natur geschlagen.

Seit August läuft die Anlage mit 1,38 Megawatt Gesamtleistung im Vollbetrieb. 150 von 260 Hausanschlüssen in Krebeck und Wollbrandshausen sind inzwischen ans Wärmenetz gegangen, seit Donnerstag auch die Krebecker Kirche. Hauptabnehmer des durch die Anlage erzeugten Stroms ist der Energiekonzern Eon. Der erste, noch mit Biodiesel erzeugte Strom wurde bereits im Dezember 2009 eingespeist. „Sie können sich auf 20 Jahre feste Entgelte verlassen, sind allerdings von den Rohstoff-Preisen abhängig“, sprach Thomas Oppermann, parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion die „Genossen“ in den neuen Bioenergiedörfern an: „Die Zukunft gehört nicht den Dinosauriern der Atomwirtschaft, sondern der innovativen mittelständischen Wachstumsbranche bei den erneuerbaren Energiequellen.“

Karl Heine, Vorstandsvorsitzender der Bioenergie Wollbrandshausen-Krebeck eG, betonte, dass zehn Millionen Euro in die Anlage selbst, Wärmenetz und Kesselhäuser in beiden Orten investiert worden seien. Von einer „historischen Stunde“ sprach Krebecks Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender Josef Sorhage (CDU). Der Bau der Anlage, der zwischenzeitlich auf der Kippe gestanden habe, zeige, wieviel Know-How und Initiative in den Dörfern stecke. Derartige Projekte seien für die ländliche Entwicklung und künftige Energieversorgung unverzichtbar. Es gebe bereits Gespräche über eine Ergänzung der Anlage durch eine Holzbrikett-Trocknung.

Wie der CDU-Landtagsabgeordnete Lothar Koch zollte auch Grotelüschen den „engagierten und entscheidungsfreudigen Menschen in dieser Region“ und ihrem „LeuchtturmProjekt“ Respekt.


Flankiert von Heine (l.) und Sorhage: Grotelüschen (Foto: Mahnkopf)

Gerade durch den genossenschaftlichen Ansatz fühlten sich viele mit dem Projekt verbunden. Regenerativer Energie gehöre die Zukunft, Bioenergie biete die komplexesten Anwendungsmöglichkeiten, betonte die Ministerin. Mit 70 Prozent Bioenergie-Anteil an erneuerbarer Energie in Niedersachsen nehme das Flächenland europaweit eine Spitzenposition ein. 900 Anlagen mit 400 Megawatt lieferten 30 Prozent des gesamten deutschen Biogasstromes. Angesichts zunehmender Kritik an der „Vermaisung“ der Landschaft rief Grotelüschen zur Versachlichung auf. Trotz des Bioenergie-Booms bleibe auch bei moderater Weiterentwicklung genügend Fläche für Nahrung und Futtermittel. Nur auf zehn Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche würden Grünpflanzen für Bioenergie angebaut, die Obergrenze sollte bei 15 Prozent liegen. Und nur ein Drittel der Maisanbaufläche würde – bei starken regionalen Unterschieden – für Biogas genutzt.

Von Kuno Mahnkopf

Flankiert
von Heine (l.) und Sorhage:
Grotelüschen